Berufsbild Segellehrer(in)

Autor: Thomas Zwick, Präsident VSSS, 9.1.2020

Die Arbeit als Segellehrer(in) ist eine der schönsten Aufgaben. Sie lebt von der Berufung. Sie bietet viel, ist abwechslungs- und lehrreich. Sie schafft Kontakte und ist eine gute Vorbereitung auch für ein anderes Berufsleben. Denn: Didaktik, mit Menschen umgehen können, Kontakte, technische Versiertheit, Geduld haben, Umsicht, Einschätzung des Wetters und Sicherheit ist auch in vielen anderen Berufen gefragt.

Die ersten Fragen, die oft gestellt werden:

  • Benötige ich eine Ausbildung?
  • Benötige ich den eidg. dipl. Sportartenlehrer Segeln?
  • Wo kann ich eine Ausbildung machen?

Antworten:

  • Für eine erfolgreiche Bewerbung braucht es keine zuvor abgeschlossene Ausbildung zum Segellehrer.
  • Sie benötigen keinen eidg. dipl. Abschluss Sportartenlehrer Segeln, um als Segellehrer tätig zu werden. Es gibt keine Gesetzesverordnung in der Schweiz, die das vorschreibt.
  • Die Einführung und Ausbildung zum Segellehrer wird direkt durch die Segelschule gemacht, die Sie einstellt.

Für den Beruf Segellehrer benötigen Sie – und das erhöht auch Ihre Chancen für eine Anstellung wesentlich – eine sehr grosse praktische Segelerfahrung auf Jollen und Yachten und natürlich den D-Schein, sofern Sie in der Erwachsenenbildung arbeiten möchten.
Möchten Sie sich aber auf Kinder- und Jugendarbeit konzentrieren, wäre der J+S Leiter Segeln eine gute Grundlage.

Ideale Voraussetzungen für den Beruf

Natürlich gibt es im Beruf Segellehrer auch Nachteile. Viele Mythen ranken sich um das Berufsbild. Nachfolgend die Voraussetzungen, Vor- und Nachteile in Kurzfassung:

  • Sehr, sehr viele praktische Segelstunden auf dem Wasser verbracht
  • Jollen und Yachten an allen Positionen (Vorschoter, Steuermann/frau) gesegelt
  • Langjährige intensive Segelerfahrung
  • Reparaturen und Unterhalt selbst gemacht
  • Fremdsprachen
  • Scheine sind eher zweitrangig, wenn Sie aber:
    – als Segellehrer in der Erwachsenenbildung arbeiten möchten,
    sollten Sie den D-Schein haben
    – als Segellehrer Kinder- und Jugendliche ausbilden möchten,
    hilft der J+S Leiter „Segeln“

Vorteile des Berufes

  • Draussen in der Natur arbeiten
  • Erfahrungen ausbauen im Anleiten und Führen, in der Didaktik
  • Kontakt zu Menschen
  • Netzwerk schaffen
  • Abwechslungsreiche Arbeit
  • Segelerfahrungen ausbauen
  • Erfahrungen in Technik, Reparatur und Unterhalt erweitern

Nachteile

  • Tiefer Lohnansatz, schwankende Einkünfte
  • Keine Vollbeschäftigung möglich
  • Nur saisonaler Einsatz
  • Kein Festanstellungsvertrag über das ganze Jahr
  • Meist Anstellung im Auftragsverhältnis
  • Unregelmässige Arbeitszeit (kann aber auch ein Vorteil sein)

Was sollten Sie haben, sein und wollen

  • Einen Hauptberuf haben oder Student/Lehrling sein
  • Zeitlich flexibel
  • Herzblut
  • Grosse Geduld
  • Verantwortung tragen
  • Gute Konzentrationsfähigkeit
  • Ausgeprägtes Sicherheitsdenken
  • Vorbild

Was Sie nicht haben, sein oder erwarten sollten

  • Wenig praktische Segelerfahrung haben, oder davon ausgehen, mit Segelschule geben könne die fehlende Erfahrung wett gemacht werden.
  • Abhängig sein von der Einkunft als Segellehrer, es ist allenfalls ein Zustupf.
  • Regelmässige Arbeitszeiten und Einsätze.

Nachwort zum Berufsbild

Unser Beruf ist voller Widersprüche. Im Segelsport steckt sehr viel Geld. Trotzdem kann fast niemand vom Lohn, der Einkunft als Segellehrer leben. Der Kauf und Unterhalt der Boote, Trailer und Zugfahrzeuge, die Mieten (Schiffsplätze, Scheune für den Unterhalt, Winterabstellplätze, Parkplätze, Schulungslokal, WC) und so weiter fressen fast alles auf. Die Schiffe können nur wenige Monate eingesetzt werden, sie generieren aber Kosten über das ganze Jahr.
Es gibt keine Festanstellungen und keine Jahresanstellung. Sie haben unregelmässige Arbeitszeiten. Der Arbeitsvertrag basiert meistens auf der Basis nach Auftrag, vergleichbar mit Aushilfsservicepersonal im Gastrobereich für die Gartenwirtschaft eines Restaurants.
Daher: Keine Kunden, keine Arbeit und damit kein Lohn. Sie sollten also nicht abhängig vom Segellehrerlohn sein.

Ich als Autor dieses Artikels bin nach wie vor aktiver Segellehrer. Den Job Segellehrer finde ich immer noch meine beste Wahl. Ich möchte auch nach 23 Jahren mit niemandem tauschen, auch wenn ich als Segelschulleiter weniger verdiene als meine Mitarbeiter.

Job finden und Ausbildung

Wenn Sie trotz aller Nachteile immer noch sagen können: Ja, ich will als Segellehrer tätig sein, haben Sie Herzblut, denn das brauchts. Bewerben Sie sich doch direkt bei einer unserem Verband angegliederten Segelschulen.
Die Ausbildung findet meist vor Ort, also in der Segelschule statt, bei der Sie angestellt sind.
Unser Verband bietet zudem regelmässig Aus- und Weiterbildungskurse an, die jeweils im Spätwinter stattfinden.