Welchen Bootstyp wähle ich?

Sie haben einen Traum, eine Idee, und nun auch noch einen Bootsplatz oder viel näherliegend, die Zeit eine Ausbildung zu beginnen. Nun, auf welcher Art von Bootstyp soll ich starten, möchte ich kaufen?

Fahrtenjacht – 9m x 2,5m

Grundsätzlich wird zwischen Einrumpf- und Mehrrumpf unterschieden. Einrumpfboote werden unterteilt in «Jollen und Yachten», Mehrrumpfboote in «Katamaran und Trimaran».

„Laser“ – Jolle

Was sind die Unterschiede?

Einrumpf: Eine Jolle hat keinen Festballast, eine Yacht hat meistens am tiefsten Punkt des Rumpfes Ballast in Form von Eisen, Beton usw. eingegossen. Bei einer Jolle bist du der Ballast, damit die Jolle nicht alle paar Meter umfällt. Auf einer Yacht ist dein Körpergewicht nur noch sehr untergeordnet bis gar nicht mehr wichtig. Für den Aufrichtmoment sorgt der eingegossene Ballast, damit richtet sich die Yacht wieder selbst auf. Eine Jolle kannst Du nur unter Einsatz deines Körpergewichts aufrichten.

sportlicher Katamaran

Mehrrumpf: Der Katamaran hat zwei schmale Rümpfe, der Trimaran drei. Beim Trimaran sind links und rechts des Hauptrumpfes zwei aussenliegende schmale Rümpfe. Den Katamaran gibt es in einer sportlichen Variante (ähnlich Jolle) und dem eines Fahrtenkatamarans (ähnlich Yacht). Katamarane sind wegen dem fehlenden Ballast und dadurch reduzierten Verdrängung sehr schnell und haben mehr Platz zum Sitzen und Steuern. Beide Arten können kentern. Das Aufrichten ist im Gegensatz zur Jolle schwieriger oder gar nicht möglich.

grosser Fahrtenkatamaran

Trimarane segeln ähnlich wie Katamarane. Sie kippen wegen den drei Rümpfen aber viel weniger schnell als Katamarane.

Zusammenfassung:

Jollen sind sportlich. Wer das Wasser liebt und den direkten Moment sucht, liegt mit dieser Wahl genau richtig.

Yachten sind meist komfortabler. Bieten mehr Raum und Annehmlichkeiten vergleichbar mit einem Wohnmobil. Die Distanz zum Wasser ist grösser. Die Yacht fühlt sich weniger kipplig an, und ist es auch.

Katamaran/Trimarane bieten mehr Platz und sind schneller. Grösstes Hindernis in der Schweiz ist, einen genügend breiten Bootsplatz zu finden. Die Bootsplätze sind meist nur auf die Breite von Einrumpfbooten ausgelegt.

Empfehlung: Kaufen sie unbedingt ein Boot, das einhandfähig ist. Das so ausgelegt ist, dass sie allein damit klarkommen. Ansonsten werden sie nicht oft zum Segeln kommen. Denn, wenn sie Zeit und Lust haben, passt das selten mit anderen Personen und deren Terminkalender überein.

In einer unseren Verbandsschulen des VSSS finden sie sicherlich das passende: www.segelschulen-schweiz.ch

Zu ihrer Information besuchen sie eine der vielen nautischen Messen oder lassen Sie sich von ihrer Segelschule beraten – sie ist unabhängig und kennt ihre Bedürfnisse wahrscheinlich am Besten.

Thomas Zwick

D-Schein und kein Boot?

Sie haben endlich den D-Schein, kein Boot und keine Möglichkeit zum Segeln. Einfach mal ein Segelboot bei einer Bootsvermietung mieten, wurde schwierig. Die Schäden an den zurückgebrachten Booten waren einfach zu gross, zu kostspielig, und wiegten die Mieteinnahmen bei weitem nicht auf, leider.

Der naheliegendste Vorschlag ist: Fragen Sie doch in der Segelschule, in der Sie den D-Schein absolviert haben, nach der Möglichkeit ein Boot zu mieten. Meist ist es ähnlich wie das Schulungsboot und der Einstieg ins selbstständige Segeln fällt viel einfacher aus.

Alternativen?

Welche Alternativen gibt es, sollte die Segelschule keine Boote zur Vermietung haben?

Sich einem Segelclub anzuschliessen, der Boote an eigene Mitglieder ausleiht, ist empfehlenswert. Aber, sich einem Club anschliessen war und ist nicht jederfrau und -mann’s Sache, ausserdem verfügt nicht jeder Segelclub über clubeigene Boote.

Was dann? Zum Glück gab es findige Leute die Sailcom gründeten. Später ist auch noch Sailbox auf den Zug aufgesprungen. Beide haben ähnliche und doch unterschiedliche Konzepte.

Was aber, wenn man ein eigenes Boot gerne hätte? Wer ein eigenes Boot haben will, steht vor dem fast unerreichbaren Gipfel des Erhalts eines Bootsplatzes. Je nach Region muss eine Wartezeit für einen Wasserbootsplatz von 15 bis 30 Jahren einkalkuliert werden.

Nicht sehr ermutigend, nein. Mein Bonmot ist: „Setzen Sie Ihr werdendes Kind im Bauch der Mutter unbedingt schon auf die Warteliste, damit es als junger Erwachsenen und nicht erst im greisen Alter sich diesem schönen Sport zuwenden kann“.

Zum Glück gibt es zu jedem Problem auch eine Lösung. Eine nicht 100%- Lösung, aber in Anbetracht der langen Wartezeiten, eine die der Wunschvorstellung etwas näherkommt. Im Oktober ist meist wieder Termin zum Auswassern der Schiffe. Hängen Sie in ihrer Region ein kleines Plakat an allen Kran-Auswasserungsstellen für Segelboote auf:

„Suche Mitsegelgelegenheit, oder Miteigner-Möglichkeit“

Mein Tipp hat einigen zu einem Boot verholfen. Zwar nicht zu einem eigenen, wobei das noch werden kann, aber immerhin zu einem zeitnahen Einstieg in dieses schöne Hobby als Mitsegler mit allfälliger Möglichkeit zur Miteignerschaft. Teilen hat viele Vorteile.

Wiederholen Sie diese Plakataktion im Frühling für den Einwasserungstermin. Viele Eigner machen sich zu beiden Zeitpunkten oft folgende Gedanken:
Wie oft war ich auf dem See, will ich mir das noch antun, bin nicht langsam zu alt, um alles allein zu machen? Mitsegler oder Miteigner suchen oder Boot verkaufen?

Thomas Zwick

siehe auch hier: Der Kauf einer eigenen Segelyacht

Corona & Alinghi und Co. während und danach

Corona & Alinghi und Co? Was soll das?
Wo ist der Zusammenhang. ……der liegt näher als gedacht.

Corona hat den Segelschulen sehr viel mehr Ausbildungsaufträge beschert, und das war auch während der Teilnahme von Alinghi am America’s Cup so.

Es scheint, dass grosse Ereignisse grosse Auswirkungen auf unser Geschäft haben.

Einmal ein Virus, eine Krankheit, das andere Mal ein sportliches Ereignis. Natürlich, lieber ein sportliches Ereignis als eine Krankheit, wobei beides mit Viren zu tun hat. Corona mit einem realen, Alinghi mit einem sportlichen Virus.

Die Auslastungen unserer Segelschulen gleicht dem Wellenbild. Es gibt Jahre, in denen wir uns auf dem Wellenberg befinden, es gibt Jahre im Wellental. Zum Glück ist aber unsere Dünung über die gesamte Zeit hinweg gesehen zwischen Wellental und Wellenberg nicht so dermassen unterschiedlich, ausser bei Corona und Alinghi.

Während der Coronazeit nahm aus dem Nullkommanichts die Auslastung zu. Die Menschen suchten eine Betätigung im Freien und waren dank Homeoffice und Kurzarbeit freier in ihrer Tagesgestaltung. Jetzt nach der Coronazeit ging die Auslastung wieder zurück. Ausnahme, hier kann ich nicht für alle reden, war die Kindersegelschule. Diese hatte mir nach Corona noch mehr Kundschaft beschert.

Den Rückgang nach Corona hatten wir geahnt. Er kam nicht unvorbereitet. Es bewegt sich wieder alles im normalen Bereich.

Wie war der Corona Hype und der Alinghi Hype im Vergleich? Die America’s Cup – Zeit mit Alinghi hat aus meiner Sicht noch mehr Kunden beschert als Corona.

Meine Segelschule wurde fast gestürmt. Ich musste Kunden abweisen. Einmal war ich in Zürich unterwegs und suchte einen Parkplatz hinter dem Obergericht in der Nähe des Kunsthauses. Als ich parkiert hatte und ausstieg, hielt ein Wagen neben mir an. Der Lenker stieg aus und sagte, er sei mir nun 10 Minuten nachgefahren, weil er meine Aufschrift an meinem Wagen gelesen hätte. Er möchte unbedingt und sofort mit Segelstunden starten. ……………unglaublich, aber tatsächlich so gewesen.

Nun freue ich mich auf die nächste Austragung des America’s Cup. Noch mehr aber auf die Teilnahme von Alinghi. Dies nicht nur geschäftlich, sondern auch sportlich. Ich erinnere mich noch so gut an die fantastischen Bilder über Alinghi und den Cup.

Vor meinem inneren Auge habe ich immer noch den Film in meinem Kopf, wie der Kat mit dem russischen Helikopter vom Genfersee über die Alpen ans Mittelmeer geflogen wurde. Grossartige Bilder. Der Saga nach sollen die Piloten während des Fluges weniger nüchtern, sondern mehr beschwingt gewesen sein.

Thomas Zwick, VSSS, 7.2.2023

Segeln – ihr Traum?

H-Boot bei Westwindlage

Liebäugeln Sie schon lange mit dem Segeln? Segeln und Segeln lernen können Sie bis ins hohe Alter, sofern Sie das an Ihre körperlichen Möglichkeiten angepasste Boot wählen.

Und wie ist es mit dem Wind in der Schweiz? Es gibt Unkenrufe, die behaupten, es hätte nie Wind. Ja, das ist so, wenn Sie stets Sonne und Wind erwarten. Sonne und Wind in Kombination ist im Mittelland untervertreten. Aber die Tiefs und damit die Westwindlage, die allerhäufigste Wetterlage, ist ein zuverlässiger Windgarant. Zwar scheint bei dieser Wetterlage die Sonne seltener, dafür erleben Sie spektakuläre Wolken- und Lichtspiele, Regenbogen und das stets wechselnde Gesicht der Landschaft. Wer wasserfest ist, wird seine grosse Freude finden, egal, ob mit Wasser von unten oder von oben.

Mit welchem Typ Segelboot starten? Mit dem, der Ihnen als erstes einfällt. Aber welche Arten gibt es, und was sind die Unterschiede?

Einrumpfboote

Jollen und Katamarane im Engadin

Jollen = Rumpf und Segel. Damit das Boot nicht kentert, muss mit dem eigenen Körpergewicht stets die Balance gesucht und gehalten werden. Dieses Boot eignet sich für alle, die das Wasser und die Kraft des Windes lieben. Kentern gehört zur Tagesordnung und ist völlig ungefährlich. Eher sportliches Segeln.

Laser gekentert

Yachten = Rumpf, Segel und im Kiel oder im tiefsten Punkt im Boot – die Bilge – ist Eisen/Beton/Blei eingegossen. Die Yacht hat dadurch eine bessere Aufrichtstabilität als eine Jolle und kann kaum kentern. Die Besatzung muss nicht zwingend die Balance suchen. Eine Yacht kentert nur bei Steuerfehler in meterhohen Wellen. Dies bedeutet bequemes Segeln meist mit viel Lebensraum, analog eines Campers.

Mehrrumpfboote

Katamaran = Zweirumpf-Boot, ein Schlitten mit Segel. Durch geringere Wasserverdrängung schneller als Einrumpfboote. Die Unterteilung:  Strandkat und Fahrtenkat. Strandkats müssen mit Einsatz des Körpergewichts gesegelt werden. Bei Fahrtenkats entfällt dies, analog der Yacht.

Katamarane müssen teilweise anders gesegelt werden.

Trimaran = Dreirumpf-Boot, wird gesegelt wie ein Katamaran.

Nun, mit welchem Boot würde ich beginnen? Ich würde, sofern körperlich nicht eingeschränkt, mit Jollensegeln beginnen. Warum? Eine Jolle gut und bei viel Wind zu beherrschen ist zwar schwieriger (in Balance halten) als eine Yacht zu segeln, aber die beste Voraussetzung für jede andere Bootsklasse. Jollensegler*innen sind meist sehr begehrte Mannschaftsmitglieder und Steuermänner und -Frauen. Ausserdem sind Jollen sehr günstig in Anschaffung und Unterhalt. Wer lieber das Wasser auf Distanz haben möchte, sollte mit einer Yacht beginnen.

Thomas Zwick, VSSS, 9. Juni 2023

Welche Segelkleidung brauche ich?

Das ist eine Frage, die, um diese Frage beantworten zu können, zuerst andere Fragen auslösen. Zu welchen Jahreszeiten gehen Sie segeln? Segeln Sie eine Yacht oder eine Jolle? Sind Sie jemand der schnell friert? Sind Sie jemand der stark schwitzt?

Der Reihe nach – generell gilt: Sollten Sie nur im Hochsommer bei trockenem Wetter auf unseren Seen für 2 – 3 Stunden segeln gehen, reicht meist die Kleidung, die Sie schon bereits haben: Badehosen, kurze Hosen, T-Shirt, Hut, Sonnenbrille, Trainingsjacke und -hosen. Schuhe, die nass werden dürfen. Sollte es im Hochsommer etwas kälter werden, Unterwäsche, Leibchen vom Skisport, Joggen, Wandern anziehen.

Jolle: Segeln Sie im Frühjahr, Sommer und Herbst ist ein Neopren hilfreich. Sollten Sie schnell frieren, wäre ein Trockenanzug sicherlich empfehlenswert, vor allem wenn die Wassertemperaturen sehr niedrigsind und oder kühler, starker Wind bläst. Grundsätzlich: je länger am Stück Sie sich auf dem Wasser aufhalten, desto besser sollte die Kleidung sein.

Schuhe: Neoprenfinken oder Neoprenstiefel.

Wichtig ist: Nehmen Sie immer ein separates trockenes Kleidungspaket mit, damit Sie sich nach dem Segeln trocken anziehen können. 

Sturm im Anzug

Yacht: Segeln Sie nur im Hochsommer und bei trockenem Wetter reicht die Sportkleidung, die Sie sowieso schon haben, Outdoorsport. Segeln Sie bei jedem Wetter das ganze Jahr über, benötigen Sie eine gute Kleidung, die das Wasser dauerhaft abweist und den Wind nicht durchlässt. Motorradfahrer können hier die Motorradkleidung verwenden, Jollensegler teilweise ihre Jollenbekleidung.

Neben der Wasserdichtigkeit ist wichtig, dass alle Nähte im Innern getaped sind. Generell ist hier die teurere Kleidung in der Materialwertigkeit besser. Sogenannte günstige Segeldiscounterbekleidung ist nach meinen langjährigen Erfahrungen nicht durabel und vor allem kann die Kleidung nicht repariert werden, weil es keinen Reparaturservice gibt. Die Tapes auf den Nähten lösen sich schnell, ab, die Kleidung wird undicht und unbrauchbar.

Muss die Kleidung atmungsaktiv sein? Wenn Sie wenig bis normal schwitzen ist das eine gute Sache. Ich selbst schwitze sehr stark. Atmungsaktive Kleider helfen mir wenig. Ich bin innen immer nass und meist auch von aussen. In diesem Fall reicht auch der Ostfriesennerz, das gelbe Ölzeug, das in den achtziger Jahren Standard war. Sie ist gut und nicht teuer. Heute ist es leider sehr schwierig gute Qualität zu finden.

Fusskleidung:  Turnschuhe und Stiefel mit gutem Grip auf nassem Deck.

Dauerflaute auf Schweizer Seen?

Flaute am See

Gibt es Dauerflaute auf den Schweizer Seen, wie wiederholt postuliert wird?

Meiner Meinung nach gibt es keine Dauerflaute von monatelanger Dauer. Wochenlang circa zwei Mal im Jahr. Wann sind diese? Die gibt es Ende Winter und im Herbst im Übergang zum Winter.

Es ist diese kurze Zeit der endlosen, klaren und sehr schönen Sonnentage. Fast kein Lüftchen weht. Die Sicht ist monumental. Genusswetter auf dem See. Ideal um die Seele baumeln zu lassen, kein Stress – alles ruhig. Auf dem See fast kein Verkehr. Viel Raum und Zeit.

Ein Jahr hat glücklicherweise 52 Wochen. Davon sind ca. zwei mal drei Wochen Flaute. Es bleiben 46 Wochen übrig. Nun wäre da noch der Winter. Im Mittelland ist es meist nur im Januar oder Februar richtig kalt. Die Wassertemperatur des Zürichsees ist meist bis im Dezember noch über 10 Grad. Die vorherrschenden Windlagen und daher Wetterlagen im Mitteland sind die Westwindlage und die Bise. Beides über die Jahre hinweg gesehen sehr häufige Gäste. Westwindlage heisst oft bewölkt und regnerisch, aber viel Wind. Eigentlich ideal, solange keine Frontengewitter eingebettet sind. Und Frontengewitter sind nur von kurzer Dauer.

So viel zu den Fakten. Leider sind viele Segler der Meinung: es hat nie, aber wirklich nie Wind auf den Schweizer Seen.

Heute arbeiten vermutlich 2/3 aller Arbeitenden in geschlossenen Räumen. Das Fenster ist klein. Der Arbeitsraum ist grau. Zeit, um aus dem Fenster zu schauen, hat man kaum. Wer träumt da nicht von karibischem Sonnenschein und viel Wind in der Freizeit.

Die Folge: Die SeglerInnen gehen nur bei makellosem Himmel und hohen Temperaturen auf den See. Die Enttäuschung ist vorprogrammiert. Sehr heiss bedeutet im Mitteland meist wenig bis keinen Wind.

In der heutigen Zeit, wo die knappe Freizeit meist weit im Voraus verplant ist, kann das Wetter kaum je passend sein. Und wer weit im Voraus nach den Wetternachrichten plant, wird nur enttäuscht. Die hundertprozentige Wettervoraussage ist grosses Wunschdenken. Erst im Nachhinein kann das Wetter genau erklärt werden.

Was mache ich nun als Segellehrer? Es wird bei jedem Wetter gesegelt, auch bei Regen – ausser die Witterung sei gefährlich. Gefährliche Witterung (Blitzschlag, stürmischer Wind) ist meist aber nur von kurzer Dauer. Und richtig lang andauernde Stürme gibt es meist nur um die Weihnachtszeit (Lothar und Co.) So verpasst man keinen Wind, kommt zum nötigen Training und erlebt zudem noch abwechslungsreiche Stimmungen auf dem See.

Wechselhaftes Westwindwetter

Sicherheit im Bootssport / II

Fortsetzung von „Sicherheit im Bootssport“, Teil 1, Ausgabe Skippers 1-2019,
von Thomas Zwick, Präsident Verband Schweizerischer Segelschulen VSSS

Segeln ist ein Erfahrungssport. Niemand kann nie zu viel für die Sicherheit unternehmen. Auch sehr erfahrene Segler können zum Risiko werden. Man fühlt sich zu sicher: „Deformation professionelle“. Gerade in und an den auf den ersten Blick harmlosen Situationen und Orten können die Gefahren am höchsten sein (Unachtsamkeit).

Was heisst das im Einzelnen? Ein Gedankenanstoss, der schon viel verhindert aber nicht und nie umfassend und vollständig genug ist.

Solides Segelboot: Das Boot muss vor dem Gebrauch jeweils überprüft werden. Der Bootstyp soll dem eigenen Können und den Ansprüchen des Reviers angepasst sein.

Gute Segelmannschaft/Ausbildung/Übung: Nichts ersetzt die Ausbildung, die Erfahrung, die Selbstreflektion und Weiterbildung. 3 bis 6 Mal im Jahr segeln zu gehen, was der Grossteil der Segler(innen) macht, ist einfach viel zu wenig oft für eine solide und gute Routine.

Wetterkundig: Der Wetterbericht ist eine wichtige Grundlage. Aber noch viel mehr ist vor Ort die korrekte Einschätzung und laufende Beobachtung wichtig. Wetterberichte im Alpenraum sind zu ungenau in Sachen Zeitpunkt und Stärke. Die Sturmwarnung an den Seen ist unpräzise. Das Lesen von Wolken und deren Veränderung, der Verlauf der Windrichtungsänderungen geben schon einen klaren Hinweis, was wann und wie stark vor Ort kommen kann.

Segelausflug:  Kenntnisse des Reviers einholen, Segelroute vorausplanen (Anlaufhäfen, Ausweichhafen zum Abwettern etc.), Wetterbericht einholen, Boot auf Tauglichkeit prüfen, und auf die Vollständigkeit der Ausrüstung. Crew einweisen: Was ist wo auf dem Schiff, Bedienung, Handling, wo sind die Rettungsmittel und die Notrufmittel, Aufgabenverteilung/Verantwortung? Wetter laufend beobachten.

Persönliche Sicherheit: Schwimmwesten immer Tragen. Immer Tragen gilt insbesondere für Kleinkinder, Nichtschwimmer, nachts, ab Bf. 3, und niedriger Wassertemperatur, körperliche Einschränkungen.

Schiffsführung: Seine eigenen Defizite kennen. Anlege- und Ablegemanöver (hohes Risiko für Unfälle): Vor dem Ab- und Anlegen Manöver planen und mit der Mannschaft besprechen, Aufgaben verteilen, Material vorbereiten (Fender, Belegtaue), und erst dann ablegen oder einlaufen.

Schlusswort: Niemand ist perfekt. Jeder Skipper, der seine Defizite kennt, und sich entsprechend verhält, wird keine Risiken eingehen und damit viel weniger ungute Situationen erleben.

Sicherheit im Bootssport / I

von Thomas Zwick, Präsident Verband Schweizerischer Segelschulen VSSS

Die Sicherheit im Bootsport ist individuell ausgeprägt. Es ist kein beliebtes Thema und doch so wichtig für Einsteiger wie erfahrene Segler(innen). Eines vorweg, im Segelsport passieren nur wenige Unfälle mit einschneidenden Folgen. Kinder und Jugendliche, die intensiv segeln und trainieren, haben im 30. Lebensjahr fast nie körperliche Langzeitschäden. Ein Unfall passiert zu 50% da, wo man sich absolut sicher fühlt.

Zum Beispiel: Es herrscht schönes Wetter und wenig Wind. Wer hat schon Lust sich gross Gedanken über Sicherheit zu machen. Was kann schon passieren?
Im März bis Mai, wenn es manchmal so richtig warm wird, zieht es einem unweigerlich auf den See. Fast keine Boote auf dem Wasser und das Gefühl von endloser Weite.

Leider passieren eben gerade in scheinbar sicheren Situationen Unfälle. Verursacht bei glatter See durch eine Welle eines Motorschiffes und Verlieren des Gleichgewichts oder durch ein unbedachtes Herumturnen auf dem Boot. An Deck auf Tau, Segel, Persenning stehen und ausrutschen sind sichere Garanten für Mann über Bord.

Niedrige Wassertemperatur nicht unterschätzen

In den Monaten Januar bis Ende Mai ist das Wasser so kalt, dass ein Überleben nur noch eine Sache weniger Minuten ist. Der Fischer, der durch das Verlieren seines Gleichgewichts aus seinem kippeligen Ruderboot gefallen ist, kommt nicht mehr an Bord, weil er nie an eine Leiter gedacht hat. Der Segler, der über Bord ging, kann sich nicht mehr aufs Schiff ziehen, weil er durch die Nässe und Kälte entkräftete Muskeln hat. Ein Motorbootfahrer, sein Kind sitzend am Bug, fährt in grossem Tempo bei glatter See quer auf eine Welle eines Kursschiffs zu. Das Boot wird am Wellenkamm angehoben und das Kind ohne Schwimmweste über Bord katapultiert.

Niemand ist perfekt. Sicherheit ist vielschichtig und teilt sich in folgende Aspekte auf: Ausrüstung, Zustand des Bootes, Verhalten, Führung, Planung, Organisation, Kontrolle.
Ein Problem, ein Unfall ist selten nur auf eine einzige Ursache zurück zu führen. Häufig ist es eine Ansammlung von vielen Problemen, die sich gegenseitig zu einem grossen Unfall aufschaukeln. Im Prozess des Aufschaukelns hätte es zwar noch Eingriffsmöglichkeiten gegeben. Durch Unerfahrenheit, Nichtwissen oder Nichtkönnen konnte der Unfall schlussendlich leider nicht verhindert werden.

Der Besuch einer Segelschule, das Einlesen in das Thema sind erste wichtige Schritte.

Teil 2 – empfohlene Verhaltensregeln